Frankfurt/ Shanghai: Ich bin Flashpacker, bitte helfen Sie mir in den Rucksack!

Frankfurt/ Shanghai: Ich bin Flashpacker, bitte helfen Sie mir in den Rucksack!

Dezember 28, 2018 Aus Von Kerstin

„Einmal um die ganze Welt … davon hab ich schon als kleiner Bub geträumt“ sang bereits Karel Gott (der mit der Biene Maja). Das mit dem Bub trifft jetzt auf mich nicht so zu. Klein nur noch im Sinne von Körperlänge und ist bekanntlich eine der Frage der Perspektive – aber einmal um die ganze Welt? Ja, davon habe auch ich schon lange geträumt.

Und nach 20 Jahren Arbeit habe ich nun die Chance, ihn wahr werden zu lassen. Wenn mich mein Konto und meine Knochen lassen… denn im Gegensatz zu den Backpackern, mit denen ich in der Schlange vor dem Counter des Fluges Frankfurt-Shangahi stand, habe ich die 20 schon länger überschritten. Und die 30 auch. Ja, und psst, auch die 40.

Und inmitten dieser jungen Backpacker für die es ganz normal ist, nach Schule, Studium oder Lehre mit dem Rucksack um oder durch die Welt zu reisen (und das sogar in den Lebenslauf zu schreiben!) kam ich nicht umhin mich zu fragen: Bin ich zu alt für sowas?

Das Schultern des 7 Kilo Handgepäck Rucksacks, den ich mir extra zugelegt habe, geht dank Tunnelsyndrom linke Schulter nur über rechts (oder mit Hilfe, aber soweit kommt es noch). Im Flieger sind wir noch nicht gestartet, da sind die Trecking Schuhe – zur Freude des Nachbarn – bereits aus- und die Anti-Thrombose-Strümpfe angezogen. Apropos – und natürlich habe ich beim Einchecken verschämt nach einem Upgrade gefragt, da ich nach langen Flügen immer so Kreuzschmerzen bekomme (und habe es am Ende aus fiskalischen Gründen dann doch nicht genommen). Und ja, ich übernachte im Hostel nicht im Schlafsaal, sondern im – wie es dort heißt – „Privatzimmer“, am liebsten mit eigenem Bad. Denn, zugegeben, mit fremden Menschen und all ihren, sagen wir, „Schlafgeräuschen“ nachts in einem Raum, dafür fühle ich mich wirklich schon zu alt!

Für ein „Work & Travel“ hingegen wäre ich doch eigentlich topfit! Finde ich zumindest. Beim Schleppen von Tauchflaschen (und das sind für einen Divemaster eine Menge) hat die Schulter jedenfalls noch nicht gestört… Doch das sieht die australische Einwanderungsbehörde gaaanz anders und hat diese Art des Reisekasse-schonenden Visums gleich mal altersmäßig beschränkt.

Also bleibt es für mich beim Rucksack-Touristenvisum. Die Reiseindustrie nennt Leute wie mich – zu jung für „Silver Surfer“ und zu alt für „Backpacker“ – übrigens Flashpacker. Wie es zu diesem Namen kommt, darüber kann ich nur spekulieren, bislang kannte ich das ähnliche Wort Flashback nur aus Drogenreportagen, wenn Rauscherlebnisse wieder auftauchten.

Aber zugegeben: Wenn ich den Rucksack anhabe und durch den Flughafen gehe, dann fühle ich mich wieder wie 20! Flash! Pack!

Let your mind travel! Es wirkt wirklich…