Zurück in die Zukunft! Das Geheimnis des babyblauen Handys
Wer heute smart sein will, hat auch ein ebensolches Telefon – ein Smartphone eben. Flach, leicht, wenn man will klein, und natürlich ein Alleskönner, mit dem man im Internet surfen, fotografieren, filmen, schneiden, texten, diktieren, und zur Not sogar telefonieren kann.
Nur leider im nicht-europäischen Ausland zu horrenden Gebühren. Weltgewandte Traveller erwerben daher bereits nach der Landung am Flughafen eine Prepaid-Sim-Karte eines dort heimischen Anbieters. Das lohnt sich je nach Land und dem Mindestguthaben, das man aufladen muss, meistens bereits nach ein paar Tagen. Woran ich jedoch nicht gedacht habe und mir schmerzlich bewusst wurde als ich am Flughafen Sydney eine australische Prepaid-SIM-Karte erwarb: Wenn ich diese in mein deutsches Apfel-Telefon stecke – wo kommt dann meine deutsche Handy-Karte rein? Keine Frage: Müssen tut ja bei Travellern eigentlich gar nichts (außer leider bezahlen), aber wenn man auch unter seiner deutschen Handynummer erreichbar bleiben will, muss die deutsche SIM-Karte in ein … ja genau … Handy!
Panisch rannte ich also in den nächstbesten Elektronikmarkt und fragte frei heraus nach dem preiswertesten Mobile Phone (heißt im Englischen NICHT Handy!), das sie da hätten. Smartphone war nicht nötig, da die deutsche SIM-Karte die nächsten Monate ausschließlich nur eine telefonische Erreichbarkeit sichern sollte.
Mit hochgezogenen Brauen zeigte mir der Verkäufer drei Handys, die drei Gemeinsamkeiten hatten: Sie waren riesig. Sie waren klobig. Und sie waren hässlich. Zartrosa, babyblau oder verziert mit Comicfiguren um genau zu sein.
Verzweifelt dachte ich an meine Schublade zu Hause, in die ich über die letzten Jahrzehnte ausrangierte Handys gestopft hatte, von denen mir nun ein einziges sehr weiterhelfen würde und verfluchte meine unvollständige Packliste, die ich nach meiner Rückkehr natürlich umgehend komplettiert habe.
Aber es half nix: Ich brauchte ein Backup-Gerät. Möglichst billig. Ich machte blau.
Fortan bereiste ich die Welt mit meinem Smartphone, in dem die SIM-Karte des jeweiligen Landes steckte, und einem Handy von der gefühlten Größe, Schwere und Umriss eines Baseballschlägers in Babyblau mit grauem Display in der sich gefährlich ausbeulenden Hosentasche mit meiner deutschen Handynummer. So ein Gerät kannte ich nur aus den Anfangszeiten des Mobilfunks – oder dem Fernsehen. Ein Handy, das dort wahlweise regelmäßig zum Zünden hochexplosiver Stoffe (CSI) oder zur Rettung aus steckengebliebenden Fahrstühlen (MacGyver) genutzt wird. Bei jedem Flug wartete ich nur auf entsprechende Fragen des Sicherheitspersonals, wenn ich dieses Handy in die Box zur Durchleuchtung legte … aber die kannten sowas offensichtlich schon.
Lustig an dem Handy war auch sein 80er-Jahre-Retro-Klingel-Sound. Letzteren vermisste ich die ersten zwei Wochen in Australien allerdings dann schon wieder schmerzlich. Denn in dem Kontinent funktioniert nicht jede australische SIM-Karte auch in jedem Landesteil. Dass in der Nullabour-Wüste kein Empfang war, war ja nicht so überraschend (deshalb sollten Traveller im Mietwagen dort auch ein Funkgerät mit sich führen). Dass jedoch der die Karte, die in Sydney, Adeleid, Melbourne und später auch an der Ostküste funktioniert, nördlich von Perth auf stumm schaltet, war dann für mich doch überraschend – als ich es dann endlich gemerkt hatte.
In diesem Sinne: Let your mind travel!