Rheinkirmes Düsseldorf: Kraken, Karussells – und Waschlappen

Rheinkirmes Düsseldorf: Kraken, Karussells – und Waschlappen

Juli 5, 2019 Aus Von Kerstin

Ab 12. Juli 2019 steigt sie wieder: Die Rheinkirmes in Düsseldorf, die größte Kirmes am Rhein, ausgerichtet vom St.-Sebastianus-Schützenverein 1316.

Die Rheinkirmes in Düsseldorf – Blick vom Riesenrad

Zugegeben: Über 700 Jahre lang gehe ich noch nicht dorthin, aber ich arbeite daran. Denn unser Düsseldorfer Kalender unterteilt sich selbst-verständlich in die drei großen Jahreszeiten Karneval (Winterbrauchtum), Kirmes (Schützen, also Sommerbrauchtum) und Weihnachtsmarkt.

Familienfoto und Losbuden-Gewinne

Für uns ist die Rheinkirmes also Tradition – und ein Ort von Ritualen, die wir so im Laufe der Zeit entwickelt haben: Wir treffen uns am Luegplatz. Wir machen ein Familienfoto. Wir fahren Geisterbahn und Riesenrad (und sind jedes Jahr aufs Neue verzückt vom Stadtpanorama). Wir essen Zuckerwatte, Paradiesapfel und türkischen Honig (Zahnärzte,  opjepass!). Machen auf halber Strecke Pause für Limo, Bier und Bratwurst. Kaufen an der Losbude solange Nieten bis ein Gewinn rauskommt (die riesigen Exemplare von Schlümpfen, Löwen, Mäusen, Tigern, Bären und ähnlichem Kirmes-Getier verstopfen bis heute meinen Keller). Und beenden den Familientag mit Waffeln auf heißen Kirschen.

Ein typischer Rückweg von der Rheinkirmes in Düsseldorf … mit neuen Freunden

Später kamen noch die Fixpunkte Krake, Kettenkarussell und Wildwasserbahn dazu. Die Wildwasserbahn aber immer zum Schluss, denn das erste Jahr mit hatte zur Einsicht geführt: Lieber nass nach Hause – als nass noch über die ganze Kirmes gehen.

Jäckelscher Kirmes-Wasch-Lappen

Apropos nass: Auf der Rheinkirmes wurde der „Jäckelsche Kirmes-Lappen“ erfunden. Denn eines durfte nie, nicht und unter keinen Umständen, auf unserer Rheinkirmes fehlen: Der nasse Waschlappen. Den schleppte meine Tante stets in einer Butterbrottüte aus Plastik in ihrer Handtasche mit sich herum – und diente dazu, Kindern nach den ganzen klebrigen Süßigkeiten den Mund abzuputzen.

Blick vom Riesenrad auf die Rheinkirmes in Düsseldorf bei Nacht

Es war das einzige, was ich früher am Kirmesbesuch gehasst habe. Mittlerweile weiß ich: Wenn der Waschlappen nicht gewesen wäre, wäre es keine Jäckel-Kirmes. Und mittlerweile gibt es ihn – getarnt als „feuchte Tücher“ – sogar überall fertig zu kaufen.

Das Riesenrad des Lebens

Auch die Karussells selbst, sogar das Riesenrad (früher mit offenen, runden Gondeln!) veränderten sich, ebenso wie unser Familienfoto, das schon seit vielen Jahren am Fotoschießstand entsteht.

Diese Kirmes-Fotos sind „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ in real und gebannt auf Fotopapier. Es gab Jahre, da war einer von uns ausnahmsweise (Krankheit, Schwangerschaft, Trennung) nicht dabei. In anderen Jahren kamen Familienmitglieder dazu. Erst im Kinderwagen, dann größer. In traurigen Jahren jedoch fehlte jemand zum ersten Mal – und ab da für immer.  

Nirgendwo wird unserer Familie das Riesenrad des Lebens wohl so bewusst wie am Fotoschießstand der Rheinkirmes.

Deshalb: Genießt die wilde Fahrt – jeden Tag! Let your mind travel!