Australien/Neuseeland: Wird man als Traveller (wieder) zum Kind?

Australien/Neuseeland: Wird man als Traveller (wieder) zum Kind?

März 3, 2019 0 Von Kerstin

Nach kälteren Tauchgängen in Kaikoura und Tutukaka in Neuseeland bin ich zurück in Australien, um endlich das Great Barrier Reef zu betauchen.

Und wenn ich die GoPro-Videos und Fotos so durchsehe, kann ich es kaum fassen, welch wunderbaren Tieren ich unter Wasser so nah wie noch nie kommen konnte… und musste beim Durchschauen mehr als einmal lauthals lachen.

Nicht nur wegen des lustigen Selfies mit dem Seelöwen in Jurien Bay, den Delfinen von Rockhampton, den verspielten Schwarzdelfinen in Kaikoura, dem ausgeglichenem Napoleon, dem eleganten Riffhaien, den lustigen Clownfischen, der küssenden Schildkröte und dem verschmusten Grouper am Great Barrier – auch wegen manch einem Jauchzen unter Wasser. Einfach nur aus Freude, weil etwas schönes zu sehen war!

An dieser Stelle komme ich doch nicht umhin, mich zu fragen: Wird man als Traveller (wieder) zum Kind?

Ich glaube ja. Jauchzen, weil es etwas schönes zu sehen gibt… etwas, dass bei Erwachsenen als „kindisch“ verpönt ist. Stört den Traveller aber nicht im geringsten. Warum auch? Erstens kennt einen hier ja sowieso niemand. Und zweitens gehört kindisch sein quasi zum Travellerleben. Denn so wie jedes Kind entdeckt auch der Traveller die Welt täglich ein bißchen neu.

Ãœbrigens etwas, das den Traveller wohl vom Touristen unterscheidet – der Tourist sucht, was er kennt. Der Traveller sucht, was er kennen lernen möchte.

Doch neben diesen, mehr philosophischen Ansätzen, gibt es auch ganz handfeste Beweise. Denn wie jedes Kind…

… ist auch dem Traveller egal, wenn die Socken ein Loch haben (Nähzeug ist im Handgepäck sowieso nicht erlaubt) oder das T-Shirt Tomatenflecken aufweist, die nicht mehr rausgehen.

… hat auch der Traveller ständig sein Fläschchen (mit Wasser) dabei.

… traut sich auch der Traveller, ganz einfache Dinge zu hinterfragen oder überhaupt Fragen zu stellen.

… ist auch für Traveller untereinander die Kontaktaufnahme frei von Komplikationen („Hallo, ich bin Kerstin und Du?“)

… gehört Blödeln und Einfach ausprobieren zum entdecken dazu: Kreischend auf einem Sandboard (das man vorher mit Wachs eingeschmiert hat) die Sanddüne runter? Oder lieber runter springen? Sich für Quokkas auf dem Boden wälzen? Papageienrufe nachahmen? Sich unter Wasser eine Clownsnase aufsetzen und damit die rheinischen Karnevalisten grüßen? Mit dem Masottchen des Fernsehturms in Auckland posieren? Nichts ist zu lustig, um es nicht mal auszuprobieren.

… teilt der Traveller gerne was er hat bzw. lässt die halbvolle Sonnenmilchflasche einfach für den nächsten stehen (passt ja sowieso nicht mehr in den Rucksack und an der nächsten Station steht mit Sicherheit eine hinterlassene, halbvolle Sonnenmilchflasche eines anderen Travellers).

Interessanterweise scheint der Traveller bei Mitmenschen (nicht allen, besonders nicht am Flughafen) auch soetwas wie Beschützerinstinkte zu wecken… wie die australische Mama, die mit ihren Söhnen in demselben Motel in Exmouth war wie ich und dafür sorgte, dass ich ein extrem leckeres und echt selbstgekochtes Abendessen am Familientisch genießen durfte.

Dabei wurde ich doch glatt jünger geschätzt als ich bin.

Fazit: Wen man aufhört, wenigstens ein bisschen Kind zu sein, fängt man an alt zu werden. Ich glaube, man sollte nie aufhören zu reisen – und sei es auch nur in Gedanken…

Let your mind travel!